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12.02.2008 Québec - Eishotel und Schlittenhunde

Es ist strahlender Sonnenschein und knackig kalt. Direkt über uns wird deutlich hörbar der Schnee vom Dach gefegt. Unten am Platz belädt ein Radlader LKWs mit Schnee. Der Wetterbericht kündigt für morgen weitere 20 cm an. Wir gehen frühstücken und besichtigen die Notre Dame gegenüber unseres Cafés. Im Gegensatz zu Montréal kein Holz. Die Kirche wirkt eher etwas Barock aber nicht zu überladen. Wir spenden etwas für die Renovierung und gehen weiter Richtung Hochufer oberhalb der Rue-Petit-Champlain und machen noch ein paar Fotos vom Chateau und vom St Lorenz. Die Sicht ist heute perfekt.

Dann heißt es marsch ins Hotel und aufrödeln für die Hundeschlitten und das Eishotel. Mit den ganzen Winterklamotten fühle ich mich wie Bib-Michelin. Der Bus ist nicht ganz pünktlich. Beim Einparken dotzt er den rechten Vorderreifen heftig an der Bordsteinkante und versucht dann vergeblich auf der glatten Fahrbahn zurück zu setzen. Wir steigen ein. Die Eintrittskarte für das Eishotel sollen wir an unserem Anorak befestigen. Dazu haben wir so etwas wie eine aufgebogene Büroklammer erhalten. Das Billet selbst ist ein nummerierte Aufkleber, in der Mitte faltbar. Die Büroklammer wird durch einen Reißverschlusszipper gezogen und der Aufkleber dann auf den Draht gebebbt. Der Bus schaukelt durch die Altstadt, dann am Parlament vorbei Richung Westen. Irgendwann geht es nach Norden in einer Serpentine den Berg herunter - gut daß die Straße Schnee- und Eisfrei ist. Wir kommen in ein Gewerbegebiet und von dort auf die Autobahn Richtung Montréal. Es hat wenig Verkehr. Der Schnee liegt über 2m hoch neben der Fahrbahn. Irgendwann geht es auf die Landstrasse. Laut Wegweiser sind es noch 17 Km bis zum Eishotel.

Wald und freie Fläche wechseln sich ab. Die Häuser stehen auf großzügigen Grundstücken. Was auch notwendig ist: In einer Reihenhaussiedlung deutscher Packungsdichte gäbe es keinen Platz für den geräumten Schnee. Einige Hausdächer werden gerade vom Schnee befreit, andere haben eine dicke Zuckergußschicht wie Lebkuchenhäuser auf dem Dach. Endlich sind wir da. Im Eishotel kann man tatsächlich übernachten. Man bekommt einen warmen Schlafsack und es gibt einen Spa-Bereich mit Hot-Tub und richtiger Sauna. Es gibt eine Bar stilecht mit Trinkgefäßen aus Eis und einen Kamin, der aber nur schön brennt und nicht wärmt. Auf den Sitzgelegenheiten sind Tierfelle ausgelegt. Man friert also auf der Eisbank nicht fest. Für die großen und kleinen Kinder ist eine Rutsche vorhanden. Die Zimmer sind recht unterschiedlich gestaltet und dekoriert. Einige haben einen Kamin. Hinter dem Hotel gibt es noch eine Kapelle. Dort finden auch Hochzeiten statt.

Wir machen uns auf den Weg zu den Schlittenhunden. Der Wisch, den wir Lesen und Unterschreiben müssen, würde mancher Tauchbasis Ehre machen. Es wird nach allen möglichen Zipperlein gefragt und das Einverständnis zu Rettungsmaßnahmen eingeholt. Dann heißt es warten.

Ein kleiner ehemaliger Schulbus schaukelt uns rüber Richtung Hundestation. Wir werden in zwei Gruppen aufgeteilt und erfahren, daß wir unsere Schlitten selber lenken dürfen. Dazu gibt es eine kurze Einführung:

  1. Nie den Schlitten loslassen
  2. Immer auf die Hunde achten
  3. Beim Stop mit beiden Füßen auf der Bremse stehen
  4. Bei Kurven die Innenkufe belasten und ggf. Bremsen
  5. Mit "Allez!" starten die Hunde - Sie verstehen nur französisch.

Während der Einfuhrung fangen plötzlich alle 200 Hunde der Station das Bellen an. Hoffentlich sind keine Wölfe unterwegs. Mit uns ist ein amerikanisches Ehepaar unterwegs. Sie haben später ihre Probleme beim Start. Ihr "Allez!" klingt ehe wie "Alley" und darauf reagieren die Hunde nicht immer.

Unsere Gespanne sind vorbereitet, gut festgebunden und ganz heiß aufs Laufen: kaum haben wir auf dem Schlitten unsere Positionen eingenommen - ich darf steuern, Monika hat den gemütlichen Part - versuchen sie loszurennen. Das erinnert an eine Dampflok mit durchdrehenden Rädern. Das Lösen der Leine übernimmt der Guide und die anderen Signalisieren uns, wann wir von der Bremse sollen.

Das Tempo ist relativ gemächlich - leichter Joggertrab. Einige Hunde erhaschen eine Schnauze voll Schnee im vorbeigehen, andere versuchen mal schnell das Bein zu heben. An machen Stellen bleiben alles sechs Hunde hängen und schnuppern und markieren. Ansonsten komme ich mir wie ein Trambahnfahrer vor: außerhalb des Weges kann man nicht fahren und unsere Hunde laufen den anderen hinterher. Schwieriger sind die Kurven, in denen man bremsen muß. Der andere Fuß muß immer auf der Innenkufe sein oder man bleibt stecken oder kippt um. Nach einer Weile funktioniert auch das automatisch. Wir genießen die verschneite Winterlandschaft.

Bei etwa Halbzeit tauschen wir die Plätze und ich fische nach meiner Kamera. Dann gibt es das erste Problem. Der Guide will seine Köter nach links steuern. Die Mistviecher kennen anscheinen den kürzeren Weg und biegen immer nach rechts ab. Erst nachdem ein Kollege mit Snowmobil anrückt und die Hunde nach links führt klappt es. Unsere trotten brav hinterher. Die der Amerikaner verstehen auch mal gnädigerweise "Alley".

Dann verstößt Monika gegen die Regeln 4 und 1: Ich liege samt Decke und Rucksack im Schnee und der Schlitten saust davon, kommt aber nicht weit. Die wartenden anderen bilden den natürlichen nächsten Haltepunkt. Ich entstaube mich und sammle alles ein und gehe in Richtung Schlitten. Wir fahren noch ca. eine halbe Stunde. Dann sind wir wieder an der Station. Nachdem die Hunde gegen Losrennen gesichert sind, bekommen sie ihre Streicheleinheiten und ihr Lob. Für die Passagiere gibt es ein geheiztes Zelt und eine heiße Schokolade. Mit dem Bus geht es dann wieder zurück.

Inzwischen ist es dunkel und wir besichtigen nochmal das Eishotel im Lichterschein. Es soll ein Restaurant geben, wir werden aber nicht fündig. Es ist irgendwo. Wegweiser? Fehlanzeige. Wir wärmen uns in der Boutique auf und erfahren dort, daß es etwa 10 Minuten Fußweg sind. Inzwischen ist es sechs Uhr um halb sieben geht der Bus. Der trudelt pünklich um 18:30 Uhr ein und sechs halbgefrostete Fahrgäste steigen ein. Im dunkeln geht es zurück. Wir ziehen uns um und gehen Fondue essen. Als Vorspeise Käsefondue, als Hauptspeise Fleischfondue (Wildschwein und Karibu). Das Schoko-Fondue tauschen wir gegen Crêpes ein

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